Was ist GamerGate? Ich habe einmal versucht diese Frage zu beantworten, bin dabei jedoch kläglich an den unüberschaubaren Themen gescheitert, welche der Begriff unter seinem Namen vereint und frage mich immer noch, was das mit diesen Ameisen soll. Trotz dessen will ich Euch meine Ergebnisse nicht vorenthalten und vielleicht sogar zu einem kleinen Denkanstoß verhelfen.
“Was habe ich mir nur dabei gedacht?”, frage ich mich eines Nachts, als ich mit schmerzenden Augen vor dem grellen Bildschirm sitze und verzweifelt meinen Kopf massiere. Ich muss verrückt gewesen sein … gedankenlos, da sich jene sicher auf einer schönen Insel in der Karibik befanden und bereits den fünften fruchtigen Cocktail schlürften. Eine andere Erklärung fällt mir nicht ein und auch nachdem ich diesen verhängnisvollen Satz erneut lese, stehen da immer noch dieselben Worte auf die Frage, ob ich denn nicht einen Artikel über GamerGate schreiben möchte:
“Ich sitze momentan zwar schon an einem Artikel, aber über GamerGate würde ich auch sehr gerne schreiben.”
Wer will denn schon gerne einen Artikel über ein Thema schreiben, dass mittlerweile bereits auch abseits der Spielbranche für einen derartigen Aufruhr sorgt, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sich hochrangige Politiker ebenfalls zu der Sachlage äußern. Ja, der Wunsch einen langen und gut recherchierten Text über GamerGate zu schreiben war vermutlich die dümmste Entscheidung, welche ich bisher getroffen habe – aber warum eigentlich?
Liegt es daran, dass dieser Begriff als Thema einfach zu komplex ist oder kommt es durch die Nachforschung, welche man zwangsläufig betreiben muss, um überhaupt einmal das sprichwörtliche Land zu sehen? Streng genommen ist es weder das eine noch das andere. Ich hatte lediglich ein einziges Problem während meiner Arbeit an diesem Artikel: Die Menschen.
Der Ameisenhügel
Alles begann damit, dass ein wütender Freund seine Freundin öffentlich dafür anprangern wollte, dass sie ihn mit einigen Männer betrogen hat, was in der heutigen Zeit leider nicht etwas ist, das man als “Außergewöhnlich” betiteln würde. Interessant wird die Angelegenheit erst dadurch, dass es sich sich bei der Ex-Freundin um die Spieleentwicklerin Zoe Quinn handelt und auf der Liste ihrer außerbeziehungslichen Partner auch die Namen von bekannten Spielejournalisten zu finden sind, mit welchen sie eben nachweißlich Geschlechtsverkehr gehabt haben soll, wie ihr ehemaliger Freund in seinem Blog haargenau beschreibt.
Zurecht geht ein kleines Raunen durch die Spielebranche, immerhin kann man hier – stellenweise – von der nicht länger vorhandenen Vertrauenswürdigkeit der Presse sprechen, wenn sich Journalisten mit Entwicklern auf eine intime Beziehung einlassen und erstere gleichzeitig durch positive Artikel und Testberichte ihre Affäre indirekt unterstützen. Die Massen waren wütend auf Zoe Quinn, die sich hier einem unausgesprochenen Ehrenkodex widersetzt hatte.
Hier kommen die Ameisen ins Spiel, welche zuerst von Adam Baldwin aus ihrem Hügel herausgelockt wurden. Jener verwendete den Begriff, oder besser gesagt Hashtag, GamerGate erstmals, um seinen Unmut über die aktuelle Situation rund um Zoe Quinn zu äußern und wenn man weiß, welche Weltanschauung Baldwin vertritt, dann fragt man sich zurecht, wie man eine solche Bewegung denn ernst nehmen soll – insbesondere dadurch, da der Schauspieler mit seinem kreierten Hashtag gleichzeitig auch noch einen Abstecher in die Biologie macht.
Dort ist eine sogenannte gamergate nämlich “eine begattete Arbeiterin, die reproduktiv tätig ist und somit die Funkton einer Königin innehat” (Wikipedia). Ob solch ein doppeldeutiger Begriff nun für eine Bewegung, die in der Zwischenzeit weit aus ihrem Anfangskreis herausgetreten ist und eigentlich ernst genommen werden will, wirklich von Vorteil ist, ist hierbei fraglich.
Apropos Anfangskreis. Jener lässt sich tatsächlich auf die vorangegangen Sätze herunterbrechen und verinnerlicht dabei trotz allem die wesentlichsten Punkte. Das Problem hierbei ist, dass sich GamerGate rasant zu etwas entwickelt hat, das so ziemlich jede Kleinigkeit in der Spielebranche, über welche sich Menschen beschweren möchten, zum Anlass nimmt.
Und nun, einige Monate nach dem ursprünglichen Start habe ich hier einen undurchsichtigen Sud vor mir, bei dem bestenfalls noch einzelne Brocken auf das schließen lassen, was einstmals das eigentliche Sujet war. GamerGate ist zu einer Bewegung geworden in der jeder mitmischen kann, der weiß, wie man ins Internet kommt und sich eine E-Mail-Adresse anlegt, um sich anschließend überall dort anzumelden, wo man sich mit anderen Menschen darüber streiten kann, ob Zoe Quinn nun sterben soll oder nicht – nein, diese drastische Formulierung ist keine überspitze rhetorische Metapher für einen tiefsinnigen Hintergedanken, es ist schlicht die Wirklichkeit der heutigen Zeit.
Knackiger Salat und Steak – Seite 2
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Lukas
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