Doorways

Keiner hört dich im Dunkeln schreien. Erst Recht wenn niemand da ist.

Indie Entwickler Saibot Studios möchten mit Doorways auf den Zug der Horrorpuzzler aufspringen und mit dem Titel Euch einen gehörigen Schrecken einjagen. Tatsächlich erschreckt man sich aber mehr vor Spielmechanik, als vor dem Inhalt. Warum, lest Ihr in meiner Review.

Die Horrorformel ist gar nicht so schwer. Der Grusel sollte hauptsächlich im Kopf passieren und der Fantasie freien Lauf lassen. Einfach nur Zombiehorden auf den Spieler zu hetzen oder laut Buh zu schreien bringt da weniger. Doorways geht hier den richtigen Weg. Der Protagonist wacht im Keller eines Schlosses auf. Dort gilt es schon zu lösen, wie man aus dem Verlies rauskommt. Ähnlich wie beim Genrekollegen Amnesia finden sich hier Notizzettel, welche die Hauptfigur laut vorliest, um den Spieler die Geschichte näher zu bringen. Blöderweise vergisst das Spiel dabei, dass man nur so viel Vorstellungskraft hat. Denn gebellt wird hier viel, doch vom Beißen kann nicht die Rede sein.

Im Klartext: Es passiert nichts. Es gibt immer Andeutungen und interessante Geräusche, doch es passiert weiter nichts. Obendrauf ist die Mechanik nur sehr oberflächlich und mehr als Rumklicken kann man nicht. Wie erwähnt funktioniert das Gut für Genrekollegen, aber nur, wenn man nicht vergisst interessante Hindernisse ins Dunkel zu pflanzen. Entwickler Saibot hat davon aber rein gar nichts gemacht. Es ist düster und hat eine angenehme Gruselatmosphäre, aber es versteckt sich nichts in der Finsternis. Ab und an wird man von einem kleinen Mädchen mit Horrorfratze angeschrien, sofern man auf eine unsichtbare Wand trifft – mehr passiert aber nicht.

Um dies noch zu verdeutlichen, benutzt man stilistische Mittel wie Foltergeräte, rumliegende Leichen, ekelhafte Kreaturen oder eben ähnliche Merkmale. Hier trifft man auf zumeist leere Räume, die nichts, aber auch gar nichts an Inhalt haben. Mal liegt eine Folterbank rum, ein anderes Mal sieht man Blutklekse. Ein typischer Besuch bei den angeheirateten Verwandten eben. Hinzu kommen kleinere Flashbacks und Statuen die auf einmal in die eigene Richtung schauen. Leider kommt hier nie wirklich ein wirklich schauriger Moment auf.

Gegner gibt es erst gegen Ende des zweiten Kapitels, die aber auch eher das kurze Ende der künstlichen Intelligenz abbekommen haben. So muss man sich vor einem Typ direkt vorstellen, damit er einen überhaupt wahrnimmt. Apropos Kapitel: Wie sooft üblich heutzutage, wird Doorways in mehreren Abschnitten ausgeliefert und jedes Mal ein klein wenig verbessert. Mit dem letzten Patch ist beispielsweise Oculus Rift Support hinzugekommen.

Grafisch und Soundtechnisch gibt es immerhin wenig auszusetzen. Für einen Indie-Entwickler ist die visuelle Gestaltung sehr gut gelungen und für ein angenehmes PC-Erlebnis optimiert. Die Synchronisation kommt knackig rüber und das Design weiß zu überzeugen. Blöd nur, dass es kaum Details gibt, die man bewundern kann. Die Rätsel fallen alle unter die Kategorie: Habe ich schon einmal gemacht. Sie sind selten fordernd und meist schnell gemacht.

Fazit

Doorways hätte viel mehr sein Können. Ein wenig mehr Grusel, ein bisschen mehr Action, bessere Rätsel und ernstzunehmende Gegner wären ein guter Anfang. So bleibt ein kleiner Puzzler, der ein wenig zu Dunkel geraten ist. Wer sich gruseln möchte, sollte lieber zu Outlast greifen. Der Titel zieht einem wahrhaftig die Hose aus.

Das Urteil

4.5Schlecht

Das Gute: - Schicke Grafik
- Interessante Erzählweise

Das Schlechte: - Atmosphäre kommt nicht auf
- Gegner stellen keine Gefahr dar
- Rätsel nicht herausfordernd
- Teilweise langatmig

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Julian

Liebt und lebt Videospiele, unterzieht sie Härtetests und streamt auch gerne mal.

Julian

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