2005 erschien Fable für die erste Xbox und war ein kleiner Überraschungserfolg. Das Rollenspiel vereinte erstmals moralische Entscheidungen mit schwerwiegenden Konsequenzen. Knapp zehn Jahre später veröffentlicht Microsoft ein Remake des Titels, in Form von Fable Anniversary. Mit dabei das Add-On The Lost Chapters, welches es vormals nur auf dem PC gab. Ob sich die neun Jahre Unterschied bemerkbar machen, erfahrt Ihr in dieser Review.
Der namenlose Held, in dessen Haut Ihr schlüpft, erleidet schon im frühen Kindesalter einen herben Schicksalsschlag. Sein Dorf wird gebrandschatzt und seine Familie kommt dabei ums Leben. Der Leiter der Heldengilde, Maze, rettet ihn kurzerhand vor den Banditen und nimmt ihn als Schüler unter seine Fittiche. Hier lernt der noch unerfahrene Protagonist, was es heißt, für seine Taten einzustehen und entweder als Retter oder Zerstörer durch die Welt zu gehen.
Nach dem anfänglichen Tutorial ist aus dem ungestümen Jungen ein Erwachsener geworden, der sich aufmacht, ein Held zu werden. Und dabei stehen ihm allerhand nützliche Fertigkeiten zur Seite. Sei es der Nahkampfangriff, der mit Schwertern, Äxten oder Stöcken ausgeübt werden kann. Der Fernkampf, den man mit Pfeil und Bogen vollführt. Oder die Magie, die mit Blitzen, Flammen und Selbstheilung ausgeführt wird. Insbesondere letztere ist dabei sehr nützlich, je nachdem, welche Richtung man einschlägt. Als Protagonist kann man so, sich selber heilen, Unschuldige mit Zaubern retten oder im Kampf Feuerwände beschwören. Wer lieber als Antagonist unterwegs ist, darf dann Dorfbewohner herumschubsen oder ihnen direkt das Gras von unten zeigen.
Da es sich bei Fable Anniversary um ein Rollenspiel handelt, darf man natürlich auch Erfahrung einsammeln und diese gegen Upgrades eintauschen. Anders als bei anderen Genrevertretern, ist es hier aber ein wenig simplifiziert und von Anfang an alles freigeschaltet. Wer also direkt mit den großen Kanonen schießen möchte, darf, sofern ausreichend Punkte vorhanden sind, sofort in starke Zauber investieren. Oder wer lieber draufhaut, kann eben alles in die Stärke des Helden packen. Das Coole dabei: Egal für welche Richtung Ihr Euch entscheidet, man sieht es der eigenen Figur an. Obendrauf noch die moralischen Entscheidungen und am Ende habt Ihr einen muskelbepackten Engel, oder einen düsteren Totenbeschwörer. NOCH cooler dabei ist aber, wie Eure Umwelt auf Euch reagiert. So werdet Ihr entweder mit offenen Armen empfangen und die Frauen liegen Euch zu Füßen. Oder aber Ihr seid überall gefürchtet und der Arm des Gesetzes erschwert Euch das Leben. Wer Ihr am Ende sein möchtet, entscheidet Ihr. Bis heute hat es kaum ein anderes Spiel geschafft, so eine weitreichende Veränderung zu etablieren und durchgängig zu halten.
Zu einem RPG gehören natürlich auch Quests. Diese sind dabei in Geschichts- und Nebenaufgaben unterteilt. Wollt Ihr also nur die Story erleben und wissen, wie es weitergeht und ob man jemals zu einem waschechten Held wird, könnt Ihr das machen. Wer aber vorher alles freigeschaltet und mit dem Schwert aus dem Stein herumrennen möchte, darf das auch gerne tun. Was es mit dem Schwert auf sich, sei an dieser Stelle nicht verraten. Level gibt es nicht. Durchweg erhält man Punkte nach abgeschlossenen Quests und nach dem Töten von Gegnern, die man dann eben gegen die angesprochenen Fähigkeiten eintauschen kann.
Doch das ist nur die Oberfläche. So darf man auch gerne hingehen und sich eine Frau suchen, ein Haus kaufen, seine Frisur abändern und sich tätowieren lassen. Eben alles, was der moderne Held von heute benötigt. Das hat zwar auf den Spielverlauf kaum Einfluss, Spaß macht es trotzdem. Nebenher gibt es auch Dungeons zu erkunden. Dämonentüren verschließen die kleinen Kerker, die man vorher beeindrucken muss. Die Aufgaben sind dabei verschieden. So kann ein bestimmtes Rüstungsteil der Schlüssel sein, oder eine bestimmte Tat. Apropos Schlüssel: Quer durch Albion, die fiktive Stadt, in der Fable Anniversary spielt, sind silberne Schlüssel versteckt. Mit diesen kann man Silbertruhen öffnen, die ebenfalls verborgen sind. Ist ein wenig verzwickt, dafür sind immer nette Gegenstände drin.
Neben einer komplett neuen Grafik und einem aktualisierten Interface ist obendrein noch die Unterstützung von Smartglass und Achievements hinzugefügt. Für Gamerscore-Sammler also genau das Richtige. Mit Smartglass könnt Ihr, sofern Ihr die entsprechende Hardware besitzt, auf dem Tablet Euch beispielsweise eine interaktive Karte anzeigen lassen, die stets mitgeht. Dadurch seid Ihr nicht mehr gezwungen, den Titel zu pausieren, um nachzugucken, wo Ihr gerade seid oder wo Ihr hinmüsst. Das hat während des Testens verdammt gut funktioniert und für zusätzliche Atmosphäre gesorgt, da man weniger pausieren musste und die Karte stets zur Hand hatte.
Grafik
Die visuelle Rundumerneuerung hat Fable Anniversary gut getan. Wer sich an den Originaltitel erinnert, hat vielleicht auch noch die etwas verpixelte Grafik und fehlenden Effekte im Kopf, die heutzutage Standard sind. Dank Schatten und Licht-Effekten, sowie Kantenglättung und einem fast durchweg ruckelfreien Erlebnis, sieht das Spiel besser beziehungsweise genauso gut wie seine Nachfolger aus. Einzig die Charaktere scheinen zum Teil keine so große Liebe zum Detail erfahren zu haben. Insbesondere Nebenprotagonisten wie Whisper sehen ein wenig karg aus. Dafür sieht die Umwelt mitsamt Gegner sehr schick aus. Durchweg alles hat einen kleinen Lift bekommen, ohne das Erkennungsmerkmal des Originals zu verlieren.
Sound
Der Soundtrack, also die musikalische Untermalung, ist nach wie vor ein Ohrenschmaus. Die Stücke setzen in richtigen Momenten ein und sorgen dafür, dass die Atmosphäre sich entsprechend ändert. Sei es episch in Kämpfen oder melancholisch in traurigeren Augenblicken. Was aber, wie auch schon beim Original, leider gar nicht gut rüberkommt, ist die Synchronisation. Die deutsche, wie auch die englische Vertonung hören sich krass abgelesen an und reißen einen gerne Mal aus der momentanen Stimmung. Insbesondere, wenn in aufregenden Szenen, dann einfach nur ein runter Gebete von Text kommt, fragt man sich, warum man hier eventuell nicht nachgeholfen hat. Sei’s drum. Die Musik und der Sound sind dafür spitze.
Fazit
Das Urteil
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Kann man den immer noch mit den Köpfen der Gegner Fussball spielen??? 😛