Der Mensch nutzt gerade mal 10% seines Gehirns. Damit steht der Mensch an zweiter Stelle, knapp hinter Delphinen, die immerhin 20% ihrer zerebralen Fähigkeiten nutzen. Luc Besson greift dieses Thema für seinen neuesten Film „Lucy“ auf. Auch der Name ist nicht zufällig gewählt, Lucy ist auch der Name eines Skelettes, welches 1974 gefunden wurde. Das Skelett ist angeblich 3,2 Millionen Jahre alt und stammt vom ersten weiblichen Affen.
Mit diesem fängt auch der Film an, versetzt den Zuschauer aber schnell in die heutige Zeit, ins heutige Taiwan. Dort trifft man auf Lucy, gespielte von Scarlett Johansson. Lucy wird ungewollt in ein Verbrechen verwickelt und von einem taiwanesischen Gangsterboss entführt. Um ihre Freiheit zurückzuerlangen, nimmt sie ein Jobangebot an und soll Drogen aus Taiwan herausschmuggeln. Bei den Drogen handelt es sich um das Mittel CPH4. CPH4 ist keine herkömmliche Droge, mit dem Mittel ist es nämlich möglich seine kompletten Hirnkapazitäten zu nutzen. Es kommt wie es kommen muss und Lucy kommt mit dem Mittel in Berührung und ihr Körper nimmt es auf. Schritt für Schritt steigert sich dadurch die Ausnutzung ihres Hirns und so beginnt sie einen Rachefeldzug. Rache ist aber nicht ihr einziges Ziel, sie sucht auch den Wissenschaftler Samuel Norman. Dieser, gespielt von Morgen Freeman, ist ihre einzige Hoffnung, da er schon seit vielen Jahren das menschliche Hirn studiert und weiß, wozu Menschen mit erhöhter Hirnaktivität fähig sind.
Der Film versetzt einen sofort in die Geschichte. Es gibt keinerlei Vorgeschichte und auch keine bis kaum Erklärungen zur Situation. Man lernt Lucy sofort kennen, ohne eine Möglichkeit zu haben vorher etwas über sie zu erfahren. Der Zuschauer ist gezwungen im Laufe des Films eine Verbindung zu ihrem Charakter herzustellen. Dies tut dem Film aber nicht unbedingt schlecht, da der recht simple Charakter der Lucy (blondes Dummchen) als Grundlage vollkommen ausreicht.
Luc Besson hat sich Mühe gegeben den Film abwechslungsreich zu gestalten und das Thema nicht 100%ig ernst zu nehmen. Das würde aber auch die Konzeption des Films zerstören. So gibt es z.B. einige kurze Einspieler, die thematisch nicht passen, aber gewisse Situationen auflockern. Zudem zeigt sich der Film in vielen Szenen, vor allen den Kampfszenen und in der Charakterzeichnung immer mit einem Augenzwinkern. Gerade diese Szenen sind es, die zeigen, dass man das Thema nicht 100%ig ernst nimmt. Wenn ein typischer Deutscher mit allen möglichen Klischees dargestellt wird, lockert das etwas auf, zeugt aber auch von der Eindimensionalität, die der Film manchmal zeigt. Aber es wäre keine französische Co-Produktion, wenn nicht ein Hauch französischer Humor in dem Film stecken würde.
Was die Special Effects angeht, muss sich der Film auch nicht verstecken. Lucys Fähigkeiten und das damit einhergehende Leiden werden eindrucksvoll dargestellt. Seien es nun die elektrischen Strömungen, die sie irgendwann wahrnehmen kann oder wenn ihr Körper unter Entzugserscheinungen leidet, alles ist sehr gekonnt in Szene gesetzt. Gerade das Ende ist sehr bildgewaltig, mehr sei an der Stelle aber auch nicht verraten.
Fazit: Lucy muss sich keinesfalls vor der Konkurrenz anderer Hollywoodfilme verstecken. Wer keinen wissenschaftlich fundierten Film erwartet, kann sich zurücklehnen und einen unterhaltsamen Film genießen, der Action, Humor und Special Effects gekonnt vereint. Und wer doch was zu meckern sucht, kann die einfachen Charaktere und die vorhersehbare Story bemängeln. Aber unter Strich bleibt festzuhalten, dass 10% Hirnausnutzung auch dazu reichen gute Filme zu drehen.
Das Urteil
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