Mittlerweile sehe ich im Internet des Öfteren Diskussionen über den Sinn und Unterschied zwischen der Auflösung und der Framerate, sprich Bildern pro Sekunde, in Videospielen. Allen voran geht es dabei um die nächste Konsolengeneration im Vergleich mit dem PC.

Dabei fallen Sätze wie „Ja, für 1080p, 60fps und Ultra Einstellungen brauchst Du einen High-End PC der 2000€ kostet“ oder „Man sieht den Unterschied zwischen 30 und 60 Bildern pro Sekunde gar nicht.“. Warum beide Aussagen schlichtweg falsch sind und wieso es sich lohnt, informiert an das Thema ranzugehen, erkläre ich Euch in dieser Kolumne. Vorher möchte ich Euch aber kurz über mich erzählen: Ich habe mit vier Jahren angefangen Super Nintendo zu spielen: Super Mario World. Obendrein habe ich meinem Vater beim “Monkey Island”-Spielen auf dem PC zugeschaut. Das Beste aus beiden Welten sozusagen. Ich bin mit der Mentalität groß geworden, dass PC und Konsole nebeneinander existieren können und sollten. Wieso auch nicht? Dementsprechend ist das hier kein „PCMasterRace“ oder „PS4 ist besser als Xbone“ Rumgespucke, sondern der Versuch in jedem Bereich aufzuklären. Ich baue seit Jahrzehnten PCs selber zusammen, habe alle Konsolengenerationen bei mir im Haus stehen und Videospiele sind mein Leben. Auf den nächsten Zeilen lest Ihr also fundiertes Wissen, gepaart mit persönlicher Meinung und viel Herzblut.

720p vs. 1080p: Sieht man das überhaupt?

Hier scheiden sich die Geister enorm. Der nüchterne Fakt ist aber: Ja, sehen könnte man den Unterschied definitiv. Schließlich werden entweder 1280 x 720 = 921600 Pixel auf dem Bildschirm dargestellt oder 1920 x 1080 = 2.073600 Pixel. Also in der Theorie das Doppelte an Inhalt und Detail. Vom rein mathematischen Standpunkt aus, ergibt sich hier der rechnerische Vorteil. Jetzt stellen sich aber einige Fragen für den Endbenutzer: 1. Wird diese Auflösung überhaupt von meinem Endgerät unterstützt? 2. Wie nah muss ich dransitzen, dass ich einen Unterschied erkenne? Und hierbei reden wir erst einmal nur von der neuen und vorletzten Konsolengeneration. Wer einen riesengroßen Fernseher hat und auch noch recht nah dran sitzt, wird definitiv einen Unterschied feststellen. Insbesondere was die Schärfe der Spiele angeht. Wer wirklich kleinere Details wahrnehmen und einfach ein sauberes Bild beim Spielen haben möchte, sollte auf 1080p nicht verzichten. Ich sitze knapp 2 Meter von einem 55“ Fernseher beim Xbox/PlayStation Zocken entfernt. Beim rigorosen Testen von beiden Auflösungen ist mir insbesondere aufgefallen, dass in der 720p Auflösung bei der Größe und Entfernung viele Texturen verwaschen rüberkommen, im Klartext unscharf. Mindert das den Spielspaß? Nur, wenn man sich von so einem Fakt in die Irre treiben lässt. Spiele wie The Last Of Us, God of War oder Uncharted laufen ebenfalls in 720p. Und trotzdem gehören sie mit zu den schönsten Titeln die der Videospielmarkt hervorgebracht hat.

30fps vs. 60fps. vs. 120fps: Mehr als 30fps nimmt das menschliche Auge nicht wahr

Update: Ich habe eine sehr interessante Webseite gefunden, die mein unten angesprochenes Experiment durchführt und für jeden zugänglich ist. Einfach hier klicken.

Diese Aussage ist schlichtweg falsch. Das menschliche Auge kann sehr wohl diesen Unterschied wahrnehmen. Zunächst wollte ich hier Wikipedia zitieren, das nachfolgende animierte Bild (anklicken!) vereinfacht es aber.

Klar, das ungeschulte Auge, welches sowieso nur hingeht um ein wenig zu zocken und sich abzulenken, ist das wahrscheinlich egal. Kann es auch sein. Wichtig ist, dass man beim Spielen Spaß hat. Trotzdem sollte man nicht behaupten, dass es keinen Unterschied gäbe beziehungsweise man diesen nicht sehe. Sollte das animierte Bild nicht überzeugen, empfehle ich zwei Bildschirme nebeneinander zu stellen und diese jeweils mit unterschiedlicher Hertz Zahl laufen zu lassen. Nicht zur Hand? Dann ein Spiel nehmen, bei dem man die Anzahl der Bilder pro Sekunde künstlich limitiert. Zwischendrin umherschalten und genau auf den Bildverlauf und Animationen achten.

Tatsächlich verhält es sich hier ähnlich wie bei der Musik. Wer hingeht und Musik nur hört, weil er Ablenkung möchte oder nicht bewusst genießt, wird auch bestimmte Details nicht raushören, wenn man ihn mit dem Kopf drauf stößt. So ergeht es mir beispielsweise. Ich höre gerne Musik, trotzdem ist mein Gehör nicht fein genug, um kleine Nuancen und Unterschiede wahrzunehmen. Ganz anders also, als beim Spielen. Ich selber bin mit zwei Monitoren am PC unterwegs. Einen der maximal 60Hz und einer der maximal 144Hz darstellt. Hier kann man beispielsweise hingehen und den Bildschirm „klonen“. Selbst jemandem, dem so etwas vorher nie aufgefallen ist, wird bemerken, dass Animationen flüssiger aussehen und kein Hack-Effekt entsteht. Hack-Effekt, was ist das? Wenn man mal genau darauf achtet, kann man, ähnlich wie bei Hollywood Filmen im 24p Standard, in schnellen Szenen abgehackte Animationen wahrnehmen. Ob das stört, muss jeder für sich selber entscheiden. Mich persönlich tangiert es nicht, trotzdem kann ich mir beim Spielen 120fps nicht mehr wegdenken. Für mich ergibt sich dadurch ein realistischer und atmosphärischer Effekt. Da es aber eben meine eigene Wahrnehmung ist, zählt dies nicht als Argument für eine höhere Framerate.

Dafür sind eben das obere Bild da und die Versuche, die man selber anstellen kann. Der Unterschied kann und wird definitiv wahrgenommen und ist für viele Entscheidungshilfe, für welche Plattform man sich ein Spiel kauft. Ich selber entscheide dies nach Genre. Spiele wie Batman: Arkham Origins zocke ich lieber auf dem großen Bildschirm, mit Surround Sound und Controller. Klar, wer Zeit und Lust hat, kann natürlich, dank Steam Big Picture und der kommenden SteamBox, seinen PC auf den TV übertragen. Das ist gar nicht so schwer. Auch hier entscheidet einfach die persönliche Präferenz. Argumente wie „Aber die Grafik ist auf dem PC besser“ oder „Bei Konsole hat man einen Controller“ ziehen hier nicht. Grafik ist für viele kein Kaufgrund und den Controller kann man auch am PC anschließen.

Ich empfehle Euch allen es selber auszuprobieren. Loyalität zu einer Marke, Firma oder einem Hersteller ist schlicht und ergreifend dumm. Sony, Microsoft und Valve geht es am Ende des Tages nur um eines: Profit. Da kommt es gerade richtig, dass wir uns die Köpfe einschlagen, weil der eine Titel mit 30 Bildern pro Sekunde auf der Xbox One, mit 60 Bildern pro Sekunde auf der PlayStation 4 und mit 120 Bildern pro Sekunde auf dem PC läuft. Blöd nur, dass es dem jeweiligen Individuum egal ist. Das Spiel ist am Ende tatsächlich haargenau dasselbe. Die Erfahrung die man hat, solange sie flüssig und ohne Fehler läuft, bleibt genau dieselbe. Gerne wird behauptet, dass bessere Grafikeinstellungen und höhere Frequenz für ein intensiveres Erlebnis sorgen, aber auch hier gilt: Eine persönliche Einschätzung ist kein Argument. Ich habe damals auf Video zum ersten Mal Star Wars gesehen. Vor kurzem habe ich die Filme auf Blu-Ray erlebt und kann sagen: Ich war damals so angefixt wie heute. Die Geschichte, die Atmosphäre und das Erlebnis bleiben dasselbe.

Ein richtiger Spiele-PC kostet 2000€

Nein, kostet er nicht. Wer nicht allzu viel Geld hat, aber einen guten PC haben möchte, der auch aktuelle Titel in hohen Grafikeinstellungen abspielt, musst nicht lange suchen. Die nachfolgende Hardware ist aus verschiedenen Teilen des Internets zusammengesucht. Hierbei handelt es sich um den günstigsten Preis, den ich bei Erstellung des Artikels gefunden habe. Wer also noch mehr sparen möchte, guckt sich am besten auf einer Preisvergleich-Plattform wie guenstiger.de um. Folgende Aufstellung ist ein Beispiel, die ich hier gefunden habe:

CPU	AMD FX-8320 3.5GHz 8-Core Processor	125,49€ @ getgoods.de
Motherboard	Asus M5A97 LE R2.0 ATX AM3+ Motherboard	64€ @ Mix
RAM	G.Skill Ripjaws Series 8GB (2 x 4GB) DDR3-1600 Memory	66,90€ @ Alternate
Festplatte	Western Digital Caviar Blue 1TB 3.5″ 7200RPM Internal Hard Drive	48,54€ @ Redcoon
Grafikkarte	HIS Radeon HD 7870 IcqQ X – 2 GB GDDR5	133,38€ @ PixMania
Gehäuse	Sharkoon VS3-S red	22,79€ @ Alternate
Netzteil	Xilence Redwing Series 500W	32,99€ @ Alternate

Unterm Strich landen wir bei 494,09€. Immerhin fast 6€ günstiger als eine Xbox One. Wer also wert auf gute Grafik und schnelle Ladezeiten legt, wird die neue Konsolengeneration mit diesem PC abhängen. Natürlich kann man jetzt argumentieren, dass hier noch der Monitor, sowie Tastatur und Maus fehlt. Tatsächlich würde der Monitor/Fernseher aber auch bei einer Konsole fehlen. Tastatur und Maus bekommt man im Doppelpack schon für 18,98€. Und das Betriebssystem? Die Tage, an denen Windows mehrere Hunderte Euro gekostet hat, sind vorbei. Bei Ebay gibt es mittlerweile schon legale Kopien und Schlüssel für rund 30€. Ansonsten kann man aber auch kostenlose Linux oder SteamOS installieren. Beide unterstützen eine große Liste an Spielen. Das Zusammenbauen eines PCs ist auch um einiges einfacher, als viele denken. Im Internet gibt es zu Hauf Anleitungen – in Video- und Text-Form. Kaputt machen kann man quasi nichts mehr, außer man geht mit roher Gewalt ran.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, dass es mir nicht darum geht, den Konsolen eine lange Nase zu machen, sondern einfach nur, dass das Argument, ein Spieler-PC müsste horrende Summen kosten, nicht zieht. Am Ende entscheidet immer noch der informierte Käufer, was er lieber haben möchte.

Der PC hat kaum Exklusiv-Titel und alles wird illegal runtergeladen

Der PC hat mittlerweile mehr Exklusiv-Titel, als die vorherige und aktuelle Konsolengeneration. Im nachfolgenden Bild seht Ihr kommende Spiele, die es nur auf bestimmten Plattformen gibt. Hierbei seien 1866: The Order, Bayonetta 2, Quantum Break und WildStar genannt. Alles Titel, die man nur auf einer der Plattformen zocken kann. Die meisten Exklusiv-Titel sind dabei für den PC. Das hat an sich nichts auszusagen, muss nichts Besonderes heißen und spricht nicht zwingend als Argument für den PC. Es geht nur darum, dass ich sehr oft sehe, dass es ein Punkt vieler Leute ist, dass der PC kaum oder keine guten Exklusiv-Titel hätte. Das ist hiermit entkräftet.

Es mag sein, dass die Piraterie-Rate, also das illegale Runterladen von Spielen auf PC, um einiges höher ist, da es leichter geht. Nichtsdestotrotz wird nicht alles illegal runtergeladen. Im Gegenteil: Seitdem es Steam, Humble Bundle und Co. gibt, war das Spielen auf dem PC noch nie so lukrativ. Allein Berichte über 1 Millionen verkaufte Einheiten von DayZ, 65 Millionen Nutzer auf Steam, davon 7.6 Millionen die täglich aktiv sind, beweisen das Gegenteil. Der aktuelle Humble Weekly Sale hat sich bis jetzt 45.270-mal verkauft und über 224.000$ eingenommen.

Punkt um gibt es zwar Piraterie, trotzdem gibt es Millionen von ehrlichen Spielern, die, wie ich, nicht einmal daran denken würden, ein Spiel illegal runterzuladen.

Mein persönliches Fazit

Genießt Eure Videospiele. Am Ende ist es doch schnurzegal auf welchem Medium in welcher Auflösung ihr zockt. Die Technik ist unwichtig, solange es Spaß macht! Wer lieber auf dem SNES zockt und keinen Bock auf eine Konsole der nächsten Generation hat, hat genauso Recht darauf, wie jemand der den PC vorzieht, weil er hier die maximale Leistung rausholen kann. Am Ende des Tages haben wir alles dasselbe Hobby: Vor einem Bildschirm sitzen und in eine andere Welt eintauchen. Sei es im Spiel, Film oder im Kopf dank Musik. Kulturell macht das schon lange keinen Unterschied mehr. Durch gespaltene Parteien und das zwanghafte Aufdrücken von Meinungen sorgen wir aber dafür, dass nach außen hin genau dieser Eindruck vermittelt wird.