Casual und Hardcore
Casual. Dieses Wort geistert schon einige Zeit durch die Reihen der selbst-ernannten „Hardcore-Gamer“. Was bedeutet das eigentlich? Das bedeutet in erster Linie die starke Vereinfachung von Spielen, um es einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Dies hat Vorteile und Nachteile – meistens aber mehr negative Auswirkungen.
Ich will in diesem Artikel gar nicht groß darauf eingehen, WARUM es so ist. Das sollte auf der Hand liegen: Desto zugänglicher ein Spiel für viele Menschen ist, desto mehr werden es kaufen. Und genau darauf zielen viele Hersteller ab – und vernachlässigen dabei die „Randgruppe“ – die „Hardcore“-Gamer. Es soll hierbei eher darum gehen, WAS mich daran stört.
Wie komme ich darauf?
Den Anstoß, mich über das Thema Casual-Lastigkeit auszulassen, bot mir die neueste Pokemon-Generation. Die Story und die Grafik sind sehr cool inszeniert. Aber dennoch hat das Hauptelement – das Trainieren– mich mehr als enttäuscht. Als Spieler der ersten Pokemon-Generation, habe ich viele Stunden damit verbracht, Pokemon aufzuziehen um letztendlich der Champion der Pokemon-Liga zu werden. Im Idealfall bei der zweiten Generation auch noch Rot platt zu machen. Das Trainieren war schwer und kräftezehrend, aber für den Augenblick des Triumphs lohnte sich die Mühe. Das Trainieren war deswegen so schwer, weil man nicht so leicht an Erfahrung gekommen ist wie im neuesten Ableger der Reihe. Bestes Beispiel und einer der größten Aufhänger: Der Erfahrungspunkteteiler.
Während man in Rot/Blau/Gelb schon 50 der 151 vorhandenen Pokemon fangen musste, um einen zu bekommen und dieser nicht wirklich toll war, konnte man im sehr späten Story-Verlauf der Gold/Silber/Kristall-Generation einen EP-Teiler bekommen, der einem Pokemon Zusatz-EP geben konnte.
Bei Pokemon X/Y bekommt man schon direkt zu Anfang einen EP-Teiler als Basis-Item, der fortwährend das ganze Team auf einmal mit Punkten-versorgt. Somit kann man sich ganz auf sein Starter verlassen und zieht seine schwächeren Pokemon automatisch mit hoch. Ein wenig witzlos.
Aber auch der allgemeine Schwierigkeitsgrad hat nachgelassen – Ich habe das Spiel in einem Durchlauf beendet. Sprich, ich bin zu einer Arena, habe den Leiter platt gemacht bin zur nächsten, habe alle erforderlichen Neben-Quests erledigt und ähnliches gemacht. Dann stand ich in der Pokemon-Liga, bisher noch ohne einmal ein Pokemon KO gehen zu lassen. Ich habe mich auf fordernde Kämpfe gefreut, aber was passierte? Die ersten zwei fielen schon nach je einer Attacke pro Pokemon um. Einzig der Drachen-Trainer verlangte seinen ersten Tribut. Der Champion – DAS war ein guter Kampf – wie früher. Allerdings war es das dann auch. Ich besiegte Ihn auf den ersten Anhieb und das Spiel war durch.
Ich habe jetzt das Thema Pokemon platt gerollt, da ich mich lange darüber aufgeregt habe – allerdings immer in der Hoffnung „Da kommt bestimmt noch etwas“. Es ist eindeutig für den Casual- den Gelegenheits-Spieler gemacht. Schade.
Im speziellen Fall von Pokemon würde ich mir dann doch auswählbare Schwierigkeitsgrade wünschen, einen eingebauten Hardcore-Modus wie die Nuzlocke-Challenge oder eine „Neues Spiel+“-Variante, in etwa wie bei Zelda: Ocarina of Time Master Quest. Bei dieser spielt man das Spiel spiegelverkehrt, mit neuen Rätseln und härteren Gegnern.
Wer ist sonst noch so betroffen?
Natürlich alle Candy Crushs und Subway Surfers, sowie alle anderen „Pay2Win“-Titel und sonstigen Casual- Spiele, die trotz perfide einfachem Spiel-Prinzip Tausende oder gar Millionen Menschen fesseln und einigen davon sogar noch Geld aus der Tasche ziehen, um Level zu überspringen, goldene Hühner für ihren FarmVille-Bauernhof zu kaufen oder sich einen rosa Mannequin in Ihren Beauty-Shop zu stellen. Es gibt keine Herausforderung, nur das Gehirn schmilzt so allmählich vor sich hin.
Generell verfallen viele langjährige Spiele-Reihen dazu, casual-lastiger zu werden. So auch Zelda: The Spirit Tracks oder A Link Between Two Worlds, in welchen die Rätsel keine Herausforderungen waren und die Story binnen weniger Stunden zu Ende war, ohne groß die Welt weiter zu erforschen oder Sammel-Gegenstände einzubauen. Das ging schon 1998 als man in Ocarina of Time Skultullas und Herzteile unabhängig von der Geschichte sammeln konnte. Die Liebe geht einfach aus vielen Spielen abhanden, das ist sehr schade.
Wer macht es denn eigentlich gut?
Auch wenn der Trend inzwischen in Richtung Casual geht, wird meist wenigstens noch durch einen schweren Schwierigkeitsgrad die Situation „gerettet“. Es gibt aber auch Spiele, die sich auf ein möglichst intensives und für Anfänger unmögliches Erlebnis spezialisiert haben.
Zu erwähnen ist hier natürlich Dark Souls, dem Spiel für alle Masochisten und Nihilisten. Ein derber Schwierigkeitsgrad und wahnsinnige Boss-Kämpfe. Man spürt förmlich, wie sich das Wort Casual zusammenzieht, wenn es an Dark Souls denkt.
Auch Darksiders 2 macht es richtig, auch wenn es schon etwas älter ist. Der leichte Schwierigkeits-Grad bietet Prügelspaß, der apokalyptische fordert selbst von Veteranen alles. Die Rätsel machen beiden Seiten Spaß, da sie zwar knackig, aber nie sehr schwer sind.
Battleworld Kronos, welches kürzlich als erfolgreiches Kickstarter-Projekt veröffentlicht wurde, bietet zwar nur 13 Missionen, die sind aber riesig und erfordern eine Menge Grips. Man kann es sich wie das alte Advance Wars vorstellen, aber noch 10 Mal schwieriger und vor allem GRÖßER!
Wie seht Ihr das? Findet Ihr es gut, dass viele Spiele einer größeren Masse zugänglich gemacht werden? Oder stört es Euch, dass Eure Lieblingsreihen immer einfacher werden? Schreibt mir Eure Meinung!
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Michael
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Ach ja Dark Souls…. ich hab das Hauptspiel geschafft und bin beim nächsten Durchgang. Habt mir danach noch die Addon geholt und komme dort über den ersten Gegner der Addon nicht hinaus…. bereuen tue ich den Kauf aber nicht, den dass Spiel ist einfach nur spannend und fordernd und wenn ich mich ran hängen würde, weiß ich den packe ich irgendwann. Freue mich auf Teil 2. Aber auch die Zelda Teile spiele ich immer gerne denn sie sind nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht, gute Balance halt. Hmm…warum haben die beiden Tanten im Comic solch mächtige Bababums?
Für die Quote 😉
Fand den Comic einfach klasse, passte gut zum Thema – Hipster Girl und Gamer Girl sind sehr zu empfehlen 😉
Probier mal im DLC von Dark Souls jemanden am ersten Lagerfeuer im DC zu Beschwören Mit 1-2 Man mehr ist er recht einfach, wobei ich ihn bei Ersten Durchgang noch alleine schaffte. PS: Hab Platin
Das das irgendwie geht weis ich ja, hab ja wie gesagt das Hauptspiel ja schon geschafft und 3-4 Versuche zählen bei dem Spiel ja nix. Mir ging es eher darum das man sich auch auf Herausforderungen freuen kann.
Ziemlich guter Artikel, obwohl ich sagen muss, dass ich alle Pokémon-Spiele für zu einfach halte.
Habe vor 1-2 Jahren Rot nochmal durchgespielt und hatte, wie du oben bei X/Y geschildert hast, die selbe Erfahrung gemacht.
Man merkt, dass diese Spiele eindeutig für jüngere Spieler gedacht sind.
Oh ja die Casual-Welt nimmt immer mehr zu… vorallem wenn man das Bild ganz oben im Artikel anschaut…. die ganzen „Gamer“ Kinder die irgentein billiges und einfaches Spiel spielen und glauben sie sind die besten….
Aber die Spieleentwickler wollen ja auch nicht umsteigen einfach weil durch solche Spiele das meiste Geld reinkommt….. leider.
Zum Glück bin ich noch in den alten Zeiten mit den guten alten Spielen aufegewachsen wo man sich gedacht hat: „Puh entlich habe ich den Wassertempel in Ocarina of Time durch. Fuck yeah! :D“
Bestes Gefühl ever @ Hansi 😀
schicker Artikel, ich teile deine Meinung in allen Punkten. Das letzte Mal, dass ich das gemerkt habe, war als ich die Devil May Cry Teile nachgeholt habe. Ich habe mich in diesem Turm verirrt, und wusste irgendwann nicht mehr wo ich her komme und wo ich hinmuss.
Auf der einen Seite kam dieses „Geil, wie früher“ Gefühl auf, aber ich habe auch gemerkt, wie ich leicht enttäuscht war und beinahe zum Handy gegriffen hätte, um nach Walkthroughs zu googlen. Schande auf mein Haupt allein für den Gedanken
Auf der einen Seite ja, gebt mir Arschloch-Spiele, die mich zum Kochen und um den Verstand bringen, auf der anderen Seite mag ichs doch gern ganz einfach =/ (mittlerweile)
Ich rede ja auch nicht von unmöglichen Spielen – aber jeder kennt doch das Gefühl, nach 10 Stunden im Ocarina of Time-Wassertempel endlich wieder die Orientierung gefunden zu haben und zu denken man sei der größte Held auf dieser Erde 😉
Ein Spiel darf nicht unfair sein – Ich will allerdings auch nicht nebenbei noch telefonieren oder einen Film gucken können.
War der Wassertempel den so schwer? Kann mich nicht mehr so recht daran erinnern und die 3DS Neuauflage hat den Tempel ja farblich codiert. Ich weiß aber das ich sehr gut im Karten lesen bin und musste schon als Kind meine Mutter durch Orte oder U-bahnsysteme navigieren weil ich das immer sehr schnell gepeilt habe. Auch heute noch weiger ich mich ein Navi zu benutzen und gucke lieber auf die Straßenkarte…. Ob das durchs Videospielen kommt?
Der Wassertempel… für mich damals mit 11? 12? Jahren war das einfach nur Hardcore. Es gab wenig bis keine Orientierungspunkte und grad wenn man ab und zu Pause machen musste, war die Orientierung komplett wech – Das in der 3DS Variante alles farblich markiert ist, ist mehr als ein Segen ^^
Ich könnt zwar nu hingehen und sagen „früher war alles schwerer/besser“, aber in dem fall bin ich echt froh 😉